Psychische Gesundheit und vaginale Beschwerden – der Einfluss auf das Selbstwertgefühl

Vaginale Beschwerden sind keine Seltenheit. Brennen, Juckreiz, Trockenheit oder vulvovaginale Schmerzen gehören zu den häufigsten gynäkologischen Problemen. Viele Frauen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen damit – insbesondere hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren) können vaginale Beschwerden begünstigen. Dennoch wird wenig darüber gesprochen, da intime Themen noch immer als tabuisiert angesehen werden. Oft dauert es Monate oder sogar Jahre, bis betroffene Frauen sich öffnen und ärztliche Hilfe aufsuchen. Ein zentraler Grund dafür liegt nicht nur in der Scham, sondern auch in der Verbindung von psychischer Gesundheit, Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl.

Wir möchten uns in diesem Beitrag anschauen, wie psychische Faktoren vaginale Beschwerden begünstigen können – und wie sich vaginale Beschwerden wiederum auf die psychische Gesundheit auswirken.

Körper als Spiegel der Seele

Medizin und Wissenschaft beschäftigen sich seit Längerem mit dem Zusammenhang und den Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper. Es ist mittlerweile gut untersucht, dass Stress, Ängste oder depressive Verstimmungen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Vor allem Stresshormone und erhöhte Entzündungsherde können körperliche Beschwerden hervorrufen oder verstärken. Umgekehrt können chronische Schmerzen, Funktionsstörungen oder ästhetische Störfaktoren zu einer starken psychischen Belastung werden.

Gerade im Intimbereich kann diese Wechselwirkung besonders ausgeprägt sein, da das Vaginalgewebe oftmals sensibel auf hormonelle und auch emotionale Einflüsse reagiert. Unter Stress produziert der Körper zum Beispiel vermehrt Cortisol, was den Hormonhaushalt beeinflusst und zu Trockenheit oder Reizungen führen kann. Auch Muskelverspannungen im Beckenboden, die durch Anspannung oder Angst begünstigt werden, können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) hervorrufen.

Zudem kann sich eine Art „Teufelskreis“ bilden: Ein seelisches Ungleichgewicht kann Schmerzen und Beschwerden verursachen. Diese körperlichen Symptome können wiederum seelischen Druck, Scham und psychische Belastungen verstärken. So kann sich die Spirale fortführen.

Mögliche Folgen durch intime Belastungen

Vaginale Beschwerden haben nicht nur Einfluss auf den Körper, sondern greifen in das Selbstverständnis vieler Betroffener ein. Häufig berichten Patientinnen davon, dass sie sich „nicht mehr weiblich“ oder „unvollkommen“ fühlen, wenn Schmerzen oder Dysfunktionen im Intimbereich auftreten. Brennen oder Trockenheit können das Erleben von Lust und Zärtlichkeit massiv verändern beziehungsweise einschränken. Die Folgen sind nicht selten Rückzug, Unsicherheit, Verlust an Selbstvertrauen und ein negatives Körpergefühl.

Frauen, die aufgrund von Schmerzen Geschlechtsverkehr vermeiden, erleben häufig Schuldgefühle oder Angst, ihren Partner zu verlieren. Gleichzeitig schämen sie sich häufig aber auch dafür und vermeiden es, offen darüber zu sprechen – zum Beispiel aus Sorge, nicht verstanden zu werden. Diese Belastungen und Schamgefühle können wiederum die Beschwerden verschlimmern.

Die unsichtbare Barriere: Scham

Gesellschaftliche Ideale wie „Reinheit“ und „Makellosigkeit“ führen schnell dazu, dass Frauen Probleme oder „Abweichungen“ im eigenen Intimbereich als Makel ansehen. Beschwerden werden dann aus Selbstschutz lieber verdrängt als thematisiert.

Als Gynäkologin habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass Patientinnen im Beratungsgespräch über Beschwerden sprechen, die sie schon seit Jahren begleiten. Nicht selten glauben Patientinnen, dass intime Beschwerden oder Unsicherheiten einfach hingenommen oder ertragen werden müssten, weil sie „zum Frausein dazugehören“.

Mit diesem Tabu möchten wir natürlich aufräumen. Diese Scham wirkt wie ein Verstärker: Sie führt dazu, dass Symptome chronisch werden und sich das Selbstbild weiter verschlechtert. Das Gefühl, „nicht normal“ zu sein, bohrt sich in das Selbstwertgefühl hinein. Daher: Es ist wichtig, offen über intime Themen jeglicher Art zu sprechen. Trauen Sie sich ruhig!

Sanfte Behandlungen bei intimen Beschwerden

Viele Frauen scheuen einen offenen Umgang auch aus dem Grund, dass sie sich Sorgen vor einer umfangreichen oder schmerzhaften Behandlung machen. In der modernen Medizin gibt es jedoch eine Vielzahl an sanften Behandlungsansätzen und Verhaltensanpassungen, die bereits sehr gute Ergebnisse erzielen und intime Beschwerden reduzieren können.

In unserer Praxis haben wir beispielsweise sehr gute Erfahrungen mit der Lasertherapie MonaLisa Touch® gemacht. Mithilfe kontrollierter Energieimpulse wird das Vaginalgewebe zur Reparatur und Erneuerung angeregt, was sich positiv auf verschiedene vulvovaginale Beschwerden auswirkt. Insbesondere bei vaginaler Trockenheit, Jucken, Brennen oder auch bei Lichen sclerosus kann die sanfte Laserbehandlung sinnvoll sein.

Ein weiteres großes Thema im Bezug auf weibliche Intimgesundheit und Wohlbefinden stellt Blasenschwäche beziehungsweise der Beckenboden dar. Sowohl hormonelle Einflüsse, Schwangerschaft, Geburt, Übergewicht, Alterung oder Veranlagung können dazu beitragen, dass der Beckenboden an Kraft verliert, was wiederum zu einer Blasenschwäche führen kann. Das intensive Beckenbodentraining mit Emsella®, bei dem Sie als Patientin nur entspannt auf dem Emsella®-Stuhl platz nehmen müssen, bietet einen unkomplizierten und wirksamen Behandlungsansatz, um Harninkontinenz zu reduzieren – und Kraft und Leistungsfähigkeit der Körpermitte zu unterstützen.

Individuelle Beratung und Tabus und Scham

Intime Beschwerden oder Unsicherheiten anzusprechen, kann Überwindung kosten – und das ist völlig verständlich. Der Intimbereich ist stark mit Scham, Identität und persönlichen Erfahrungen verbunden, weshalb viele Betroffene lange zögern. In einem geschützten Rahmen offen darüber zu sprechen, kann jedoch helfen, die eigene Situation besser einzuordnen und mögliche körperliche wie seelische Zusammenhänge klarer zu verstehen. Allein das Benennen der eigenen Wahrnehmungen wird von vielen als entlastend erlebt und kann dazu beitragen, mehr Klarheit und Sicherheit im Umgang mit den eigenen Beschwerden zu gewinnen.

In einem persönlichen Beratungsgespräch stehen wir Ihnen gern zur Seite und zeigen Ihnen die sanften Möglichkeiten, die es gibt, um vulvovaginale Beschwerden, Wechseljahresbeschwerden oder andere Themen effektiv zu behandeln. Vereinbaren Sie gern online oder telefonisch einen Termin – wir freuen uns auf Sie!